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Dantes episches Gedicht Die Göttliche Komödie (La Divina Commedia), entstanden um 1307 bis 1327, ist das erste umfangreiche dichterische Werk in italienischer Sprache und bis heute ein Hauptwerk der italienischen Literatur. In der Göttlichen Komödie schildert Dante seine eigene Wanderung durch das Jenseits. Diese Reise wird notwendig, "Weil ich den rechten Weg verloren hatte" (I, 1, 3): Sie dient also der Läuterung und ist, weil Dante als Lebender in die Welt der Toten gelassen wird, eine große Gnade. Mit dem römischen Dichter Vergil als Führer durchschreitet Dante zunächst die Hölle (Inferno), angefangen vom Limbus, wo sich die unschuldig schuldig Gewordenen, die ungetauften Kinder sowie die antiken Dichter und Denker aufhalten, bis zur innersten Hölle, wo Lucifer die drei Erzverräter Judas, Brutus und Cassius zwischen den Zähnen zermalmt. Dann gelangen Dante und Vergil in das zweite Reich des Jenseits, auf den Läuterungsberg (Purgatorio). Hier befinden sich die Verstorbenen mit den größten Vergehen am Fuß des Berges; je höher die beiden Wanderer kommen, desto edler werden die Figuren, die sie am Wegesrand treffen. Auf dem Gipfel des Läuterungsberges, übernimmt Beatrice, eine engelsgleiche, idealisierte Frauengestalt die Führung Dantes. Mit ihr durchschwebt Dante das Paradies (Paradiso), wo er ganz zuletzt die Trinität und Gott selbst erahnen darf.

Dantes Jenseits ist einerseits mit Zeitgenossen des Dichters bevölkert, die heute nur noch aus der Göttlichen Komödie bekannt sind (das Liebespaar Francesca da Rimini und Paulo Malatesta und verschiedene Florentiner Politiker), aber auch mit mythischen Gestalten (Odysseus), berühmten Herrschern (Barbarossa), Päpsten (Nikolaus III.), antiken Autoren (Homer, Platon, Cicero), mittelalterlichen Dichtern (Bertran de Born) und Malern (Giotto, Cimabue), die Dante je nach seiner persönlichen Einschätzung in den drei Reichen des Jenseits ansiedelt. Handelt es sich bei den Figuren der Göttlichen Komödie also beinah durchgängig um reale, historische Personen, so unternimmt Dante auch den Versuch, das Jenseits nach einem nachvollziehbaren, differenzieren Rechtssystem aufzuteilen und eine möglichst realistische, anschauliche Schilderung der jenseitigen Szenen zu geben. In der Hölle organisiert er die Strafen nach einem Entsprechungsverhältnis, das er contrapasso, angemessene Vergeltung, nennt: die Geizigen wälzen beispielsweise statt Goldbarren riesige, wertlose Steinmassen; die, die Zwietracht gestiftet haben, werden nun selbst zerstückelt. Diese drastische Anschaulichkeit verringert sich notwendigerweise spätestens im Paradies, wo mittelalterliche Scholastik, Astronomie und christliche Theologie dem heutigen Leser das Verständnis erschweren.

Formal ist die Göttliche Komödie durch eine große harmonische Geschlossenheit charakterisiert: nach einem einleitenden Gesang werden Hölle, Fegefeuer und Paradies in je 33 Gesängen durchwandert. Jedes der Reiche des Jenseits ist in neun Stufen gegliedert. Durchgängig bedient sich Dante der Strophenform der Terzine, wobei er die Elfsilbler über Vers- und Strophengrenzen hinweg mit einem Reim verkettet.

Dantes Göttliche Komödie hat über Jahrhunderte hinweg bildende Künstler wie Sandro Botticelli (1480), William Blake (1827) und Gustave Doré (1861) zu Illustrationen inspiriert. Eine breitere Rezeption der Göttlichen Komödie setzte in Deutschland erst in der Romantik ein, als sich das Interesse von der Antike auf das Mittelalter und die christliche Tradition verlagerte. Dann folgte allerdings eine große Zahl von Übersetzungen und eine sehr intensive deutsche Dante-Forschung. Im 20. Jahrhundert gab u.a. Stefan George mit einer metrisch genauen Übersetzung einzelner Gesänge des Inferno neue Impulse zur Beschäftigung mit der Göttlichen Komödie. Peter Weiss schließlich setzte sich unter dem Eindruck von Auschwitz Zeit seines Lebens mit Dantes Topographie der Hölle auseinander.

©TvH

Quelle

  • Dante Alighieri: Die Göttliche Komödie. Italienisch u. Deutsch, übers. v. H. Gmelin, 6 Bde., München 1988.

Sekundärliteratur

  • E. Auerbach: Dante als Dichter der irdischen Welt, Berlin u. Leipzig 1929.
  • H. Friedrich (Hg.): Dante Alighieri. Aufsätze zur Divina Commedia, Darmstadt 1968.
  • O. Lagercrantz: Von der Hölle zum Paradies. Dante und die Göttliche Komödie, Frankfurt/M. 1965.