Schwank

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Unter einem Schwank versteht man die kurze Erzählung (vor allem in Prosa) einer komischen Begebenheit aus dem Volksleben. Hier treten sich meist zwei Figuren gegenüber, von denen die eine der anderen scheinbar oder tatsächlich überlegen ist (z.B. Herr und Knecht, Kleriker und Laie, pfiffiger Student und einfältiger Bauer, Verführer und Naive usw.). Stofflich stehen bei den Konflikten zwischen beiden oft realitätsgebundene, derbe Situationen im Mittelpunkt, die auch Tabuthemen wie Sexualität und Körperfunktionen mit einbeziehen.

Die Komik, die dabei entsteht, ist - anders als beispielsweise bei der Anekdote - häufig aus der Situation geboren und hat nur selten einen intellektuellen Hintergrund. In ihrer sprachlichen Struktur führt die Schwankerzählung geradlinig und straff auf die Zuspitzung des Geschehens hin, das oft in einem witzigen, überraschenden Schluß, der sogenannten Pointe, gipfelt. Der Grundtypus mit nur einem Höhepunkt folgt dem Schema: Ein Einfältiger wird betrogen. In einem zweiten, komplizierteren Revanche-Typus überlistet der zuerst Betrogene anschließend seinerseits den Betrüger.

Schwankhaftes Erzählen ist wohl in allen, auch sogenannten primitiven Kulturen bekannt. Die deutsche Schwankerzählung hat ihre Quellen unter anderem in lateinischen Lügenmärchen des 10./11. Jahrhunderts, mittelalterlichen Predigtmärlein und französischen Fabeln. Im 13. Jahrhundert wird sie zu einer selbständigen epischen Kleinform. In seinem Zyklus vom Pfaffen Amis bündelt der 'Stricker' verschiedene Schwänke und bezieht sie auf eine einheitliche Figur. In den Sammlungen des 16. Jahrhunderts (wie Jörg Wickrams Rollwagenbüchlein von 1555 und den Werken von Hans Sachs, der die Struktur des Schwanks für seine dramatischen Werke nutzt) ist der Schwank nicht mehr nur ein lehrhaftes Prosastück. Immer stärker drückt er das entstehende bürgerlich-literarische Selbstbewußtsein aus. Schwanksammlungen wie Till Eulenspiegel (Erstdruck 1515) mit seinem durch intellektuelle Schärfe ausgezeichneten Helden, oder das Lalebuch (1597) mit der einfältig-passiven Figurengruppe der Schildbürger bilden später eigene Traditionsstränge in der Jugendliteratur heraus.

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Sekundärliteratur