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Reformation

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lat. reformatio: Neugestaltung, Erneuerung

Die 'protestantische' Reformation ist eine christliche Erneuerungsbewegung, die entscheidend zur Neugestaltung der Kirchen- und Weltordnung in der Frühen Neuzeit beigetragen hat. Kritik an der Kirche und vor allem am Anspruch des Papsttums auf weltliche Herrschaft hatte es schon lange vor dem 16. Jahrhundert gegeben. John Wiclif und Jan Hus gelten als wichtige Vorläufer, die auch das Denken Martin Luthers beeinflußt haben.

Zum Auslöser der Reformation wurde Luthers Protest gegen den Ablaßhandel, den er 1517 in 95 Thesen verbreitete. Dem Reformator kam die Entwicklung der "modernen" Medien zugute: Durch den um 1450 erfundenen Buchdruck mit beweglichen Lettern fanden seine Thesen schnell Verbreitung. In späteren Schriften (wie z.B. Von der Freiheit eines Christenmenschen oder An den christlichen Adel deutscher Nation von 1520) weitete Luther seine Kritik zu einem generellen Angriff auf Dogmen der katholischen Kirche (wie den Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes oder die Sakramentenlehre) aus. Im Zentrum von Luthers reformatorischen Überzeugungen steht die Rechtfertigungslehre. Ihr zufolge kann der Mensch nicht durch seine guten Werke, sondern einzig durch den Glauben erlöst werden.

Zu den größten literarischen Leistungen Luthers zählt zweifellos seine deutsche Bibel-Übersetzung. In der Tradition des Humanismus stehend griff er als Textgrundlage für das Alte Testament auf die hebräische Fassung, für das Neue Testament auf die griechische zurück. Vollständig erschienen beide Bücher erstmals 1534 in Wittenberg. Die Bedeutung der Bibel-Übersetzung für die Entwicklung einer überregionalen deutschen Hochsprache ist unbestritten. Außerdem hat sich Luther sehr um das protestantische Kirchenlied (z.B. Ein' feste Burg ist unser Gott) verdient gemacht.

Der Name 'Protestanten' leitet sich von den reformatorischen Fürsten und Reichsstädten ab, die auf dem Reichstag zu Speyer 1529 gegen das Verbot der Reformation protestierten. Seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 unterliegt die Reformation nicht mehr der päpstlichen Rechtsprechung. Damit war die juristische Teilung der christlichen Kirche vollzogen. Außerhalb Deutschlands schlug die Reformation zum Teil eigene Wege ein. In Frankreich z.B. entwickelte sich unter dem Einfluß des Reformators Johannes Calvin die protestantische Bewegung der Hugenotten, in England bildete sich die anglikanische Kirche heraus.

© SR

Sekundärliteratur

  • P. Blickle: Die Reformation im Reich, Stuttgart 1992.
  • H.A. Obermann: Die Reformation von Wittenberg nach Genf, Göttingen 1986.
  • L. Schorn-Schütte: Die Reformation. Vorgeschichte - Verlauf - Wirkung, München 1996.