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Ursprünglich eine italienische Gedichtform (mit einem Höhepunkt im Canzionere Petrarcas), breitete sich das Sonett schnell über ganz Europa aus. Das vierzehnzeilige Gedicht besteht aus zwei über Reime miteinander verbundenen Quartetten und zwei anschließenden Terzetten. Keine andere lyrische Form ist derart strikt festgelegt wie das Sonett, denn Versmaß, Reim, Strophenform und Länge des Gedichtes sind vorgegeben. Martin Opitz beschreibt in seinem Buch von der Deutschen Poeterey die komplizierte Form des Sonetts (S. 53):

Ein jeglich Sonnet [sic!] aber hat viertzehen verse / vnd gehen der erste / vierdte / fuenffte vnd achte auff eine endung des reimens auß; der andere / dritte / sechste vnd siebende auch auff eine. Es gilt aber gleiche / ob die ersten vier genandten weibliche termination haben / vnd die andern viere maennliche: oder hergegen. Die letzten sechs verse aber moegen sich zwar schrencken wie sie wollen; doch ist am braeuchlichsten / das der neunde vnd zehende einen reim machen / der eilffte vnd viertzehende auch einen / vnd der zwoelffte vnd dreyzehende wieder einen.

Das klassische Versmaß der italienischen Sonette ist der Endecasillabo oder Elfsilbler, im Französischen herrscht der Alexandriner vor. Shakespeare entwickelte eine eigene Form des Sonetts, das durch drei kreuzgereimte Quartette ohne Reimwiederholung und ein abschließendes Reimpaar gekennzeichnet ist. In Deutschland wurde im Barock die französische Variante nachgeahmt, während das Zeitalter der Aufklärung, in der Folge von Gottscheds Verurteilung des Sonetts, diese Form eher meidet. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Sonett von Gottfried August Bürger - nun allerdings in seiner italienischen Form - rehabilitiert. Die Begeisterung der Romantiker für das Sonett inspirierte auch die nachfolgenden Dichtergenerationen: berühmt sind die Sonette Rilkes (Sonette an Orpheus). So sehr die moderne Lyrik sich einerseits von althergebrachten, strengen Formen abwendet, so sehr fordert das Sonett andererseits doch immer wieder zu neuer Auseinandersetzung heraus (Robert Gernhard).

©TvH

Quelle

  • Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey, hg. v. Cornelius Sommer, Stuttgart 1970.

Sekundärliteratur

  • J.-U. Fechner (Hg.): Das deutsche Sonett. Dichtungen, Gattungspoetik, Dokumente, München 1969.
  • H. Kircher: Nachwort, in: ders. (Hg.): Deutsche Sonette, Stuttgart 1979.