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lat.: Vers-, Silbenmaß

Das Metrum ist das abstrakte Schema der in sogenannten Versfüßen gemessenen Silbenabfolge und war bereits im antiken Griechenland struktureller Bestandteil des Verses. Im Griechischen und Lateinischen unterscheiden sich die Silben durch ihre Länge; die verschiedenen Metren kommen hier durch die Kombination von kurzen und langen Silben zustande.

Für das Deutsche, darauf weist schon Martin Opitz in seinem Buch von der Deutschen Poeterey (1624) hin, gilt: "nicht zwar das wir auff art der griechen vnnd lateiner eine gewisse groesse [d.i. Länge] der sylben koennen in acht nemen; sondern das wir aus den accenten vnnd dem thone erkennen, welche sylbe hoch vnnd welche niedrig gesetzt soll werden." (S. 49) Im Deutschen steht also (wie im übrigen auch in der englischen Sprache) eine betonte Silbe (-), wo die Griechen und Lateiner eine lange Silbe setzten, und eine unbetonte Silbe (u) statt einer kurzen. Ganz im Sinne Opitz‘ spricht man bei betonten Silben von Hebungen, bei unbetonten Silben von Senkungen. Man unterscheidet zwei- und dreisilbige Versfüße.

Die wichtigsten Versfüße sind:

Name Schema Beispiel
Jambus u - Vernúnft
Trochäus -  u Láger
Spondeus -  - Vóllmònd
Daktylus - u u Wíederkehr
Anapäst u u - Zauberéi

u = unbetonte, kurze Silbe
- = betonte, lange Silbe

Jambischer wie trochäischer Versfuß sind gekennzeichnet durch den ständigen Wechsel von betonter und unbetonter Silbe. Anders ausgedrückt: beide Versfüße sind streng alternierend, nur beginnt der jambische im Unterschied zum trochäischen auftaktig. Der dritte zweisilbige Versfuß, der Spondeus, ist, wie auch im Beispiel "Vollmond" graphisch angedeutet, im Deutschen kaum möglich, denn von zwei aufeinanderfolgenden Hebungen wird immer eine etwas stärker akzentuiert. Im dreisilbigen Daktylus erkennt man schnell einen Dreivierteltakt – einer Hebung folgt eine Doppelsenkung. Diese Reihenfolge kehrt sich beim Anapäst um.

Der Versfuß ist in der antiken Verslehre nicht immer gleichbedeutend mit dem Metrum: ein jambisches oder trochäisches Metrum besteht aus zwei jambischen oder trochäischen Versfüßen. Der antike Tragödienvers, der jambische Trimeter, besteht also aus drei jambischen Metren (tri-meter), aber sechs jambischen Versfüßen. Beim Spondeus, Daktylus und Anapäst hingegen entspricht ein Versfuß dem Metrum.

©TvH

Quelle

  • Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey, hg. v. Cornelius Sommer, Stuttgart 1970.