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Bertolt Brecht: Anmerkungen zur Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" (1929/30)

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Mit seiner Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny entwickelt Brecht in den späten zwanziger Jahren sein Konzept des epischen Theaters. Den radikalen Bruch mit der traditionellen dramatischen Form verdeutlicht er durch die tabellarische Darstellung der Gewichtsverschiebung von der dramatischen zur epischen Form:

 

 

Dramatische Form des Theaters Epische Form des Theaters
Die Bühne "verkörpert" einen Vorgang sie erzählt ihn
verwickelt den Zuschauer in eine Aktion macht ihn zum Betrachter, aber
verbraucht seine Aktivität weckt seine Aktivität
ermöglicht ihm Gefühle erzwingt von ihm Entscheidungen
vermittelt ihm Erlebnisse vermittelt ihm Kenntnisse
der Zuschauer wird in eine Handlung hineinversetzt er wird ihr gegenübergesetzt
es wird mit Suggestion gearbeitet es wird mit Argumenten gearbeitet
die Empfindungen werden konserviert bis zur Erkenntnis getrieben
der Mensch wird als bekannt vorausgesetzt der Mensch ist Gegenstand der Untersuchung
der unveränderliche Mensch der veränderliche und verändernde Mensch
Spannung auf den Ausgang Spannung auf den Gang
eine Szene für die andere jede Szene für sich
die Geschehnisse verlaufen linear in Kurven
natura non facit saltus facit saltus
die Welt, wie sie ist die Welt, wie sie wird
was der Mensch soll was der Mensch muß
seine Triebe seine Beweggründe
das Denken bestimmt das Sein das gesellschaftliche Sein bestimmt das Denken

 

Quelle

Bertolt Brecht: Anmerkungen zur Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", in: ders.: Gesammelte Werke, Bd. 17, Frankfurt/M. 1967, 1009f.