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* 22.05.1859, Edinburgh
† 07.07.1930, Crowborough (Sussex)

englischer Schriftsteller und Historiker

Nach einem Medizinstudium und einigen Jahren wenig erfolgreicher Praxis als Arzt etablierte Doyle sich 1891 als freier Schriftsteller. Sein Werk umfaßt historische Romane, Lyrik und Theaterstücke, humoristische Erzählungen, militärhistorische Studien, politische Abhandlungen und Schriften über Spiritualismus.

Seinen Platz in der Weltliteratur verdankt Doyle jedoch allein den vier längeren Erzählungen und fünf Sammelbänden mit Kurzgeschichten, in denen der Privatdetektiv Sherlock Holmes rätselhafte Fälle aufklärt. Während die beiden ersten Erzählungen, A Study in Scarlet (1887) und The Sign of Four (1888), kaum beachtet wurden, brachte 1891 die Veröffentlichung der ersten Kurzgeschichten im Strand Magazine (gesammelt als The Adventures of Sherlock Holmes, 1892) schnelle Popularität und finanziellen Erfolg. Mit seiner Detektivfigur hatte Doyle schon nach Meinung der Zeitgenossen "die einzige große populäre Legendenfigur... in der modernen Welt geschaffen" (G.K. Chesterton). Bis heute ist der Mythos Sherlock Holmes in zahllosen Ausgaben, Übersetzungen, Parodien, Verfilmungen sowie in einer kaum überschaubaren, pseudoseriösen "Forschung" lebendig.

Doyles Leistung liegt in der Perfektionierung, Standardisierung und Popularisierung des schon von Edgar Allan Poe geprägten Schemas der Detektivgeschichte. Doyle übernimmt die Konstellation vom genial-exentrischem Detektiv und biederem Helfer (Dr. Watson), der als Erzähler fungiert. Eigenständig und für das zeitgenössische Publikum attraktiv war Holmes' Methode der Aufdeckung, eine Kombination aus naturwissenschaftlich exaktem Vorgehen und streng logischen Schlußfolgerungen. Unbestreitbar ist Doyles Talent in der Personenzeichnung, für spannende Problemstellungen sowie einen sparsamen, dabei aber natürlich wirkenden Erzählbericht und Dialog. Die Weiterentwicklung zum komplexen Kriminalroman, wie ihn später Agatha Christie perfektionierte, gelang Doyle nur ansatzweise, am überzeugendsten in The Hound of the Baskervilles (1902).

©JV

Wichtige Schriften

Sekundärliteratur