Johannes Gutenberg eigentlich: Johannes Gensfleisch zur Laden

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*um 1400, Mainz
† 03. 02. 1468, Mainz

Erfinder des Buchdrucks

Die Lebensgeschichte von Johannes Gutenberg läßt sich fast nur unter Rückgriff auf offizielle Einträge in Gerichtsakten und andere zeitgenössische Register rekonstruieren: Er wurde als drittes Kind einer Patrizierfamilie in der Stadt Mainz geboren. Im Rahmen des Mainzer Zunftstreits verließ er 1428 die Stadt in Richtung Straßburg, wo er verschiedene Handwerke lehrte und betrieb. Schon die dortige Produktion von Aachener Pilgerspiegeln weist auf sein Gespür für die Herstellung von Massenartikeln hin. Wieder in Mainz kaufte er 1448 mit geliehenem Geld verschiedene Geräte zur Einrichtung seiner ersten Druckerwerkstatt. Mit den angefertigten Druckwerken konnte er den Finanzier Johann Fust überzeugen, mit ihm gemeinsam ein Großprojekt zu wagen: die mechanische Herstellung von etwa 180 Prachtbibeln (aufwendig hergestellt und auf Pergament gedruckt). Mit mehreren Druckstöcken und etwa 20 Mitarbeitern arbeitete er von 1452-55 an diesem Unterfangen. Am Ende wurde Gutenberg von Fust unter finanziellen Druck gesetzt. Letzterer erstritt sich vor Gericht eine Anzahl der fertiggestellten Bibeln sowie den größeren Teil der Druckwerkstatt. Zusammen mit Schöffer, einem ehemaligen Mitarbeiter Gutenbergs, führte Fust die Druckerei - überaus erfolgreich - fort. Einige erhalten gebliebene sog. Inkunabeln (Frühdrucke) werden heute dennoch Gutenberg zugeschrieben, der mit Hilfe eines anderen Mainzer Geldgebers in einer bescheidenen Werkstatt weiterhin tätig sein konnte.

1462 wurde Mainz im Rahmen der Streitigkeiten um den Kurfürstensitz überfallen; die männliche Bevölkerung wurde getötet oder vertrieben. Wahrscheinlich liegt es auch daran, daß sich die Buchdruckerkunst so schnell verbreiten konnte: Die verstreuten Gesellen richteten in den verschiedensten Städten eigene Druckwerkstätten ein, darunter in damaligen Handelszentren wie Augsburg oder Venedig. Der verarmte Gutenberg wurde 1465 vom Kurfürsten in die Hofgesellschaft aufgenommen. Drei Jahre später starb er in Mainz.

Gutenberg hat zwar nicht als erster Möglichkeiten gesucht, um das mühselige, teure, langwierige und auch fehleranfällige Abschreiben von Texten zu ersetzen: Schon eine Generation früher war der (europäische) Holzdruck erfunden wurden, der aber zum Druck von längeren Texten ungeeignet war (sog. Blockbücher, Spielkarten, Einblattdrucke von Heiligen). Genial war jedoch vor allem Gutenbergs Erfindung, mit beweglichen Lettern aus Metall zu drucken, wofür er neben einem leicht bedienbaren Handgießgerät experimentell auch eine besondere Legierung und geeignete Farben entwickelt hat. Für die berühmte B42, die Gutenberg-Bibel, benötigte er etwa 290 verschiedene Lettern, um mit Hilfe zahlreicher Doppelbuchstaben, Abkürzungen und Sonderzeichen eine gleichmäßige Zeilenlänge zu erreichen. Zwar weiß man heute, daß auch in Asien der Druck mit beweglichen Lettern bekannt war. Da man dort aber für jedes Wort eine Matrize benötigte, breitete sich die Erfindung nicht weiter aus. Der Druckstock selbst, dessen Prinzip in den folgenden 350 Jahren kaum verändert wurde, basiert auf der Mechanik der Weinpresse, die Gutenberg mit einigen technischen Raffinessen versehen ließ.

Gutenberg mußte die herkömmlichen edlen Handschriften nachahmen, wenn er mit der 'Kunst des künstlichen Schreibens' Erfolg haben wollte. Nur das Vollkommene galt. So wirkten seine Drucke wie Handschriften, und nur geübte Augen konnten erkennen, daß es sich um Druckwerke handelte. Nicht allein hinsichtlich der Schriftart ist sein Vorbild immer die Handschrift geblieben: Die Bibeln, die er auf Papier und Pergament gedruckt hatte, mußten danach noch in Handarbeit mit Illustrationen, Initialen und roten Textpartien versehen werden. Anekdoten erzählen, daß andernorts die Frühdrucke noch einzeln mit der handschriftlichen Vorlage verglichen worden seien. Von der auf 180 Exemplare geschätzten Auflage der sog. B42 sind heute noch 48 bekannt. Zwei davon kann man im Tresorraum des Gutenberg-Museums in Mainz besichtigen.

Der Erfolg war durchschlagend: Etwa ein halbes Jahrhundert nach der Erfindung gab es in etwa 270 Städten Druckereien, bisweilen mehr als 30 an einem Ort. Sie hatten mehr als 40000 Titel mit über 10 Millionen Exemplaren hergestellt. Als geistige Bewegungen sorgten dann Übersetzungen von humanistischen Texten aus dem Italienischen und vor allem die Reformationsbewegung im 16. Jahrhunderts für die weitere Ausbreitung des Buchdrucks.

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Sekundärliteratur