Startseite Index

Sophokles

Achtung, öffnet in einem neuen Fenster. PDFDruckenE-Mail

* 497/96 v. Chr., Athen
† 406/05 v. Chr., Athen

Sophokles war unter den drei großen Tragikern jünger als Aischylos, aber älter als Euripides. Sein außergewöhnlich langes Leben umspannte fast das gesamte 5. vorchristliche Jahrhundert und damit den Aufstieg Athens zur politischen Führungsmacht in der Ägäis (der die Blüte der Demokratie zur Mitte des Jahrhunderts mit sich brachte) bis zum langsamen Niedergang und dem endgültigen Niederlage im Peloponnesischen Krieg (431-404). Sophokles selbst war ein engagierter Bürger seiner Heimatstadt, die er im Gegensatz zu den beiden anderen Tragikern trotz zahlreicher Angebote fremdländischer Potentaten nie verließ: Aufgrund seiner wohlhabenden Herkunft stand er in engem Kontakt zur Gruppe um Perikles, dem führenden Politiker zur Mitte des 5. Jahrhunderts, und übte auch selbst wichtige Ämter im Staat aus - etwa als einer der Schatzmeister oder als "Stratege" in der Kriegsführung, daneben wohl auch kultische Ämter.

Bei den Dichterwettstreiten war er sehr erfolgreich. Seine besondere Leistung im Theaterwesen bestand jedoch, soweit man der Überlieferung glauben darf, in der Einführung des dritten Schauspielers und der Bühnenmalerei, sowie in der Erweiterung des Chores von 12 auf 15 Personen.

Anders als Aischylos schrieb er keine Tetralogien, sondern verfaßte voneinander unabhängige Einzelstücke. Da auch von Sophokles nur 7 Tragödien (von insgesamt etwa 123) vollständig überliefert sind, die sich zudem über einen Schaffenszeitraum von fast 50 Jahren verteilen, sind Aussagen über seine künstlerische Entwicklung nur unter einem gewissen Vorbehalt möglich. Er selbst soll sein Schaffen in drei Phasen eingeteilt haben: Nach einem Selbstzeugnis, das Plutarch überliefert, will er sich zuerst aus der Abhängigkeit von Aischylos befreit, sodann das Harte und Gekünstelte der eigenen Art abgelegt und schließlich zu einem dem jeweiligen Charakter seiner Figuren angemessenen Ton gefunden haben. So schwierig dies zu verifizieren ist, kann man dann eine durchaus plausible Entwicklung sehen: von der starren und formalistischen Konzeption seiner frühen Stücke zu freieren und den stärker auf die Figurengestaltung abhebenden Spätwerken.

Während Aischylos noch aus einem gesicherten mythischen Weltbild heraus schreibt, in dem der Wille der Götter die Welt und die Menschen in einen sinnvollen Kontext setzt, mußten sich Sophokles und Euripides mit der Herausforderung durch die Sophisten auseinandersetzen, die (vereinfacht gesagt) dem mythischen Weltbild ein rationalistisches entgegensetzten. Beide reagierten dabei auf sehr unterschiedliche Weise. Im Gegensatz zu Euripides hielt Sophokles an einem religiösen Weltbild fest, das aber nicht mehr so optimistisch grundiert ist wie noch bei Aischylos. Die sophokleischen Figuren haben keinerlei Zugang mehr zur Sphäre der Götter. Diese offenbaren ihren Willen zwar in Orakelsprüchen (zumindest in allen 7 erhaltenen Stücken), aber die Menschen sind nicht in der Lage, diese ihnen fremd gegenüberste-henden Äußerungen zu verstehen, da sie sich in ihrem Hoffnungsdenken und ihrem beschränkten Wissen verfangen.

© JK

Wichtige Schriften

  • Antigone (vermutlich 440 v. Chr.)
  • König Ödipus (Datum umstritten, vermutlich 430er Jahre)

Sekundärliteratur

  • B. Zimmermann: Die griechische Tragödie. Eine Einführung, 2. Aufl., München u.a. 1992.
  • W. Ries: Griechische Tragiker zur Einführung, Hamburg 2000.
  • G. A. Seeck: Die griechische Tragödie, Stuttgart 2000.