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Ernest Hemingway

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* 21.07. 1899, Oak Park, Illinois
† 02.07. 1961, Ketchum, Idaho

amerikanischer Schriftsteller und Journalist

Hemingway gilt neben William Faulkner als der bekannteste und einflussreichste amerikanische Prosaschriftsteller der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als 18-Jähriger begann er seine Laufbahn als Lokalreporter beim Kansas City; 1918 wurde er als Rot-Kreuz-Sanitäter in Italien verwundet. - Dreierlei aus dieser frühen Zeit bleibt charakteristisch: eine aus der Reportage entwickelte Erzählsprache, die europäischen Schauplätze und die Faszination durch Gewalt, Krieg und Tod. Für den Toronto Star und andere Zeitungen berichtete er in den zwanziger Jahren aus Europa (in Triberg im Schwarzwald feiert man noch heute regelmäßige Hemingway-Tage, obwohl er die Schwarzwälderinnen "plump" fand). Fasziniert war er hingegen von Spanien und seiner archaischen Seite: machismo, Stierkampf und Spanischer Bürgerkrieg sind wichtige Themen seiner späteren Bücher.

1925 schrieb er die ersten der short stories, die seinen Ruhm begründeten, später zusammengefasst in der Sammlung The first Forty-Nine (dt. 49 Stories, 1950). Im knappen Format der Kurzgeschichte entwickelte er eine unverwechselbare Schreibweise, zu der eine minimale Handlung mit existentiellem Tiefgang gehört, eine distanzierte, oft neutrale Erzählperspektive und die extrem verknappte Sprache (deren Aussparungen und Leerstellen allerdings Raum für Emotionen lässt). Die Nähe zu den Kriminalromanen eines Dashiell Hammett (oder auch zur Malerei eines Edward Hopper) ist dabei deutlich.

Den Mythos Hemingway, in dem Geschriebenes und (biographisch) Übertriebenes oft schwer zu trennen sind, haben vor allem seine Romane befördert, in denen Liebe, Krieg und Tod in immer neuen Verwicklungen dominieren. Nach dem Erfolg von Fiesta (The Sun Also Rises, 1926) sowie den Romanen Tod am Nachmittag (Death in the Afternoon, 1932) und Haben und Nichthaben (To Have and Have Not, 1937) ist der Spanische Bürgerkriegsroman Wem die Stunde schlägt (For Whom the Bell Tolls, 1940) in seiner effektvollen Mischung von politischem Engagement, Abenteurertum und romantischer Liebe sicherlich eine Gipfelleistung. Wie die meisten anderen Romane wurde er erfolgreich verfilmt (mit Ingrid Bergmann und Gary Cooper). Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er wieder als Reporter unterwegs war, lebte Hemingway auf Kuba. Seine dort angesiedelte Erzählung Der alte Mann und das Meer (1952) wurde in der Begründung für den Literatur-Nobelpreis 1954 besonders hervorgehoben; mit ihrer Nähe zum Existentialismus (Jean-Paul Sartre, Albert Camus) entsprach sie zweifellos auch einer europäischen Zeitstimmung. 1961 hat sich Hemingway, schwer alkoholkrank und psychisch zerrüttet, mit seinem Jagdgewehr erschossen (wie schon sein Vater).

Heute wird seine schriftstellerische Leistung distanziert gesehen. Sein Blick auf Europa führt nicht wie bei anderen amerikanischen Autoren zu einer interkulturellen Auseinandersetzung; für ihn ist Europa ein riesiger Abenteuerspielplatz, Paris ein Fest fürs Leben (A Moveable Feast, Erinnerungen, veröffentlicht 1965), Besonders stolz war Hemingway darauf, im Jahr 1944 die Bar im Pariser Hotel Ritz "befreit" zu haben). Sein Männlichkeitskult ist nicht nur für Feministinnen schwer erträglich; seine Gewalt- und Todesfixierung grenzt ans Pathologische. Sein lakonischer Stil wirkte zweifellos innovativ, rutschte aber leicht in die Selbstparodie ab (in den USA sind heute noch Parodie-Wettbewerbe beliebt, deren Resultate dann unter dem Titel "The Best of Bad Hemingway" veröffentlicht werden).

In Deutschland war Hemingway einer der markantesten Lektüre-Eindrücke in den Jahren nach 1945. An seinem Stil, besonders in den short stories, der sich leicht auf die Kriegs- und Nachkriegsthematik umsetzen ließ, orientierte sich in der so genannten "Stunde Null" eine ganze Autorengeneration der Nachkriegsliteratur (Wolfgang Koeppen, Heinrich Böll, Wolfdietrich Schnurre u.v.a.).

© JZ

Wichtige Schriften

  • Sämtliche Erzählungen, Reinbek 1971; Gesammelte Werke, Reinbek 1977.

Sekundärliteratur

  • C. Baker: Ernest Hemingway. Der Schriftsteller und sein Werk, 2. rev. Ausg., Reinbek 1967.
  • G.A. Sastre: Ernest Hemingway, Reinbek 1961.